DE talk:Tag:place=town

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Verwendung bei zusammengelegten Städten und Verbandsgemeinden

(Ich beabsichtige, den Wikieintrag um diesen Abschnitt zu ergänzen - gibt es Einwände?)

Zum Teil tragen verwaltungstechnisch zusammengeschlossene Ortschaften gemeinsam einen Namen, der auch die Bezeichnung "Stadt" enthält. Dieser Name ist aber für einen place=town Node in der Regel ungeeignet, weil sich ihm kein eigenes urbanes Zentrum zuordnen lässt. Stattdessen behalten die einzelnen Siedlungskerne ihre place=town/suburb/village/hamlet Knoten. Für den gemeinsamen Verwaltungsnamen kann place=municipality verwendet werden (Beispiel: https://www.openstreetmap.org/node/240125538).

Ergänzung: Überlegungen hierzu finden sich im Forum unter https://forum.openstreetmap.org/viewtopic.php?id=74587 und ausführlicher unter https://forum.openstreetmap.org/viewtopic.php?id=73638


--Alfons234 (talk) 09:35, 5 January 2022 (UTC)

Was ist eine town?

Immer wenn ich town auf village ändere, kommt die Frage: Was ist eine Stadt? Eine gute, wissenschaftliche Definition des Stadtbegriffs findet sich hier: https://www.uni-muenster.de/Staedtegeschichte/portal/einfuehrung/Definitionen.html (Lampen/Schmidt, Uni Münster, 2014).

Daraus ein Zitat: "Stadt ist eine vom Dorf und nichtagrarischen Einzwecksiedlungen unterschiedene Siedlung relativer Größe mit verdichteter, gegliederter Bebauung, beruflich spezialisierter und sozial geschichteter Bevölkerung und zentralen Funktionen politisch-herrschaftlich-militärischer, wirtschaftlicher und kultisch-kultureller Art für eine bestimmte Region oder regionale Bevölkerung." (Irsigler, Franz: Die Stadt im Mittelalter. Aktuelle Forschungstendenzen, in: Goslar und die Stadtgeschichte. Forschungen und Perspektiven 1399–1999, hg. v. Carl-Hans Hauptmeyer/Jürgen Rund, Bielefeld 2001, S. 63).

Was kann man daraus für OSM verwenden? 1. Größe ist relativ 2.Verdichtete, gegliederte Bebauung (kann man auf Karte und Luftbild durchaus erkennen) 3. Bevölkerung (seht man auf dem Luftbild nicht, da braucht man Zahlen) und 4. Zentrale Funktionen für eine bestimmte Region.

Erläuterungen (zitiert aus obiger Definition)

  • Dichte und Zentrierung: Die Bevölkerung konzentriert sich auf einer begrenzten Fläche. Der Anteil der Bevölkerung pro Flächeneinheit nimmt zum Zentrum hin zu.
  • Funktioneller Bedeutungsüberschuss: Die Stadt bietet für das Umland Arbeit, Versorgung, Kultur- und Bildungseinrichtungen, Innovationen und ist Sitz ökonomischer und/oder politischer Machtzentren.
  • Spezifische sozioökonomische Struktur: Die Erwerbsstruktur ist nicht agrarisch und auf das Umland ausgerichtet. Es gibt eine breite Ausdifferenzierung an unterschiedlichen Produktionsstätten und Gewerben bzw. Dienstleistungen. Der Anteil von erwerbstätigen Frauen und auswärtigen Arbeitskräften ist signifikant.
  • Intensive Stadt-Umland-Beziehungen: Das große Angebot an Arbeitsplätzen, Wohnraum, Dienstleistungen und Freizeitmöglichkeiten zeichnet die Stadt gegenüber dem Umland aus. Konsequenz ist eine entsprechende Infrastruktur und ein hohes Verkehrsaufkommen.

Einen funktionellen Bedeutungsüberschuß erkennt man daran, daß die Stadt für das Umland bestimmte Funktionen wahrnimmt und bestimmte Einrichtungen vorhält. Um diese Funktionen und Einrichtungen zu nutzen, fährt der Dorfbewohner in die Stadt. Beispiele:

  • Verwaltung (Kreisverwaltung, auch Außenstelle)
  • Amtsgericht und andere Behörden
  • Gymnasium, Berufsschulen, Fachschulen
  • Stadion, große Sport- bzw. Veranstaltungshalle
  • Krankenhaus der Grundversorgung
  • Fachärzte (z. B. Urologe, Dermatologe, Augenarzt, Psychiater...)
  • Spezielle Einrichtungen im Gesundheitswesen (z. B. Dialysezentrum, Psychiatrische Tagesklinik, Hospiz...) und im sozialen Bereich (Förderzentrum, Frauenhaus)
  • Kino, Kultur-/Veranstaltungszentrum
  • Spezielle Einkaufsmöglichkeiten (z. B. Drogeriemarkt)
  • Polizeirevier, -inspektion

Dazu ein Beispiel: Freyung im bayrischen Wald ist town mit 7167 Einwohner. Freyung ist 1. Kreisstadt, hat 2. Amtsgericht, Gesundheitsamt, Vermessungamt und Veterinäramt, 3. ein Krankenhaus, sogar mit Geburtsklinik, 4. das regionale Dialysezentrum, 5. ein Cineplex-Kino, 6. viele Fachärzte (Augenärztin, Dermatologe, HNO-Praxis, Lungenarzt), 7. ein Gymnasium und 8. eine Polizeiinspektion. Einige andere Beispiele:

Stadt Einwohner
Cochem (Mosel) 5240
Prüm (Eifel) 5510
Altenkirchen (Westerwald) 6305
Kirn (Nahe) 8162
Viechtach (Bayr. Wald) 8374
Ueckermünde (Vorpommern) 8442
Herzberg (Elster) 8917
Schleiz (Thüringen) 8947
Schleiz (Thüringen) 9260
Niesky (Sachsen) 9343
Grimmen (Vorpommern) 9489
Luckau (Niederlausitz) 9565

--Lberges (talk) 09:38, 14 November 2022 (UTC)

Ist eine Einwohnergrenze sinnvoll?

Eine bestimmte Einwohnerzahl ist kein hinreichendes Kriterium für town. Die kleinste town in Deutschland ist Adenau in der Eifel. Mit 3020 Einwohnern ist Adenau das Zentrum des oberen Ahrtals. 3000 als Mindestwert ist aber nur brauchbar für dünn die besiedelten Regionen Deutschlands (Prignitz, Altmark, Uckermark, Eifel, Bayrischer Wald, Oberpfälzer Wald, Lüneburger Heide...)

Für Nordrhein-Westfalen hingegen scheint mir ein Mindestwert von 10.000 Einwohner durchaus sinnvoll was nicht bedeutet "Alles über 10.000 Einwohner ist eine Stadt". Die kleinsten Städte in NRW, imho, sind dann Winterberg (Sauerland, 12.638 Einw.), Steinheim (Weserbergland, 12.528) und Monschau (Eifel, 11.693), womit auch die am dünnsten besiedelten Regionen in NRW benannt sind.

Nicht vergessen darf man beim Thema Einwohnerzahl die unterschiedlichen Formen der Gemeinden in den Bundesländern. In Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz blieben die kleinen Städte und Gemeinden erhalten, es wurden Ämter und Verbandsgemeinden gebildet, d. h. die durchschnittlichen Einwohnerzahlen liegen deutlich unter dem Bundes-Durchschnitt. In NRW und dem Saarland wurde im Rahmen der Kommunalreform alles eingemeindet, die durchschnittliche Stadt/Gemeinde ist wesentlich größer.

Ebensowenig wie es für town eine minimale Einwohnerzahl gibt, gibt es ein Maximum. Auch hier spielt der Kontext eine Rolle, speziell die Siedlungs- bzw. Bevölkerungsdichte. In einer dünn besiedelten Region wie Mecklenburg ist m. E. Schwerin eine city, auch wenn es nur noch 95.000 Einwohner sind.

In diesem Zusammenhang eine persönliche Anmerkung: Die Übersetzung (also town=Kleinstadt, city=Großstadt) ist nicht optimal. Sie verführt dazu, jede Menge Dörfer als Kleinstadt zu bezeichnen, und umgekehrt, für city hartnäckig an einem Grenzwert festzuhalten. --Lberges (talk) 09:56, 14 November 2022 (UTC)

Zum Thema Stadtrecht

Regelmäßig wird darauf verwiesen, XY sei town, weil XY seit anno dazumal Stadtrecht hat. Diese Annahme macht das mappen sicher einfacher, ist aber kaum nachvollziehbar zu begründen.

Wie soll ein Stadtrecht von 1394, wie es z. B. Ummerstadt hat (http://www.ummerstadt.de) hat als Kriterium taugen? Ummerstadt hat heute heute 452 Einwohner. Stadtrecht von 1394 kann doch nicht bedeuten, dass 2022 automatisch place=town gilt.

Nicht zuletzt gibt es auch noch (wenige) Städte ohne Stadtrecht, Garmisch-Partenkirchen ist wohl das bekannteste Beispiel (andere evtl. Bad Zwischenahn, Lindlar)

Wer eine Karte aller Orte mit Stadtrecht braucht: In Deutschland sind die Stadtrechte in OSM mit name:prefix=Stadt eingetragen. --Lberges (talk) 10:18, 14 November 2022 (UTC)