Organised Editing/Activities/LGMaps
Lokalspezifische, offene Datensätze erleichtern die Vermittlung von passgenauen und aktuellen Informationen rund ums Unterwegssein. Maßgeschneiderte Mobilitätsangebote machen die Entscheidung für umweltfreundlichere Verkehrsmittel einfacher. Gesundheitsförderliche Aktivitäten wie das Radfahren werden durch geeignete Routenvorschläge attraktiver. Hier setzt das Projekt "Lüneburg Maps" (LGMaps) an und erfasst Daten, mit denen sich konfliktarm nutzbare, attraktive Strecken leichter finden lassen - egal ob per Navi oder auch ganz klassisch durch eine geeignete Beschilderung. LGMaps entstand als Realexperiment der Zukunftsstadt Lüneburg 2030+ und ist digitaler Baustein des BMDV-geförderten Verbundvorhabens Radverkehrsförderung 3.0 von Leuphana Universität und Landkreis Lüneburg (Förderprogramm "Modellvorhaben Rad"). LGMaps arbeitet an einer offenen Datenbasis, die als Grundlage für Mobilitätsplattformen, Routing-Apps und Informationskampagnen zum Thema nachhaltige Mobilität in und um Lüneburg dienen soll. Aufbauend auf die offene Geodatenbank der OSM werden dazu aktuell Daten zur fahrradrelevanten Infrastruktur erhoben und in die OSM eingetragen. Damit sollen die vorhandenen Daten aktualisiert und vervollständigt werden.
Aktuelle Ziele und Umsetzung
Die Region Lüneburg hat enormes Potenzial für schöne Fahrradwege abseits der Hauptverkehrsstraßen. Zahlreiche Routenvorschläge wurden seit 2018 über studentische Projekte entwickelt. Zudem liegen von Seiten der Hansestadt und des Landkreises weitere Daten vor (u. a. zu Routen, die sich für eine schnelle Führung entlang von Hauptstraßen eignen, sodass je nach Zweck die schnellste oder die schönste/beste Route gewählt werden kann). Mit dem Projekt LGMaps sollen die Eigenschaften dieser Routen und weiterer verbindender Wege abschnittsweise dokumentiert und für OSM-basierte Navigationssysteme verfügbar gemacht werden. Die Idee zu LGMaps basiert auf studentischen Vorarbeiten und Workshop-Ergebnissen der Jahre 2017-18. Mit der Entwicklung und Erprobung einer Erhebungsmethodik wurde anhand von ausgewählten Streckenabschnitten im April 2019 begonnen. Im Oktober 2019 wurde die Idee der "Radverkehrsförderung 3.0" mit seinem digitalen Baustein "Lüneburg Maps" als eines von insgesamt drei Projekten für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2020 in der Kategorie Digitalisierung nominiert.[1][2] Seitdem wurden durch Lüneburg Maps Daten zu über 2000km Streckenlänge (Stand Januar 2023) erhoben. Eine Weiterführung des Projekts ist im Rahmen des Projekts Radverkehrsförderung 3.0 bis mindestens 2024 geplant.[3]
Umsetzungsschritte
- Daten erfassen und übertragen: in Uni-Seminaren zu GIS und offenen Geodatenbanken, in enger Zusammenarbeit mit der lokalen OSM-Community
- Daten anbieten: z. B. im Bürgeramt als Fahrradkarte für Neubürger:innen; an der Uni als App für Erstsemester-Studierende; als Open Data für OSM-basierte Navigationsanwendungen
- Daten analysieren: Eignung von Strecken als Abschnitte für Fahrradrouten (Alltagsmobilität), tatsächliche Nutzung der Daten und Strecken
- Infrastruktur anpassen: auf besonders geeigneten und/oder relevanten Strecken Mikrohindernisse/Barrieren abbauen, ggf. Vorrang für Radverkehr einrichten
- Beschilderung für Routen und Routennetze ausbauen
Methodik
Die Datenerhebung und -übertragung erfolgt in zwei Schritten: (1) Datenerhebung im Feld und (2) Übertragung der Daten in die OSM. Das Vorgehen wurde zum Projektstart 2019 in einem studentischen Projektseminar unter Leitung von Antje Seidel anhand einer Datenerhebung auf ausgewählten, besonders fahrradfreundlichen Strecken im Lüneburger Stadtgebiet und angrenzenden Ortschaften erprobt. Seit 2021 wird die Methodik im Detail weiterentwickelt und die Datenbasis kontinuierlich auf den gesamten Landkreis Lüneburg und alle Wege mit Verbindungsfunktion ausgeweitet.
Datenerhebung im Feld
Im Rahmen von Befahrungen vorab definierter Erhebungsgebiete (ggf. unterteilt in Teilgebiete) werden die Eigenschaften jeweils des Teils der Infrastruktur erfasst, der zum Radfahren genutzt wird, d. h. für Radwege, aber auch für Straßen, sofern der Radverkehr auf diesen geführt wird, oder für Fußwege, sofern das Radfahren hier rechtlich zulässig ist. Die ermittelten Eigenschaften der jeweiligen Wegeabschnitte in mitgeführten Erhebungsbögen notiert. Die befahrenen Abschnitte werden auf dem Erhebungsbogen durchnummeriert und auf einer Erhebungskarte verzeichnet (ob Erhebungsbogen und Karte digital oder analog bearbeitet werden, bleibt jeder Erfasser:in selbst überlassen). Für die fotografische Dokumentation wird Mapillary (ein Dienst zum Teilen georeferenzierter Fotos) genutzt; dabei soll mindestens eine Sequenz am Anfang, in der Mitte sowie am Ende jedes Abschnitts aufgenommen werden. Auch radverkehrsrelevante Verkehrszeichen und Barrieren werden auf den Erhebungsmaterialien sowie per Mapillary erfasst.
Die Erhebungsmaterialien werden seit Projektstart 2019 laufend weiterentwickelt. Aktuell sind die folgenden Materialien im Einsatz:
- Erhebungsbogen zur abschnittsweisen Erfassung der Wegeeigenschaften sowie zur Erfassung von Notizen zu Punktobjekten
- Erhebungskarten (erstellt z. B. mit http://fieldpapers.org/ oder aus einer vor der Erhebung angelegten uMap: http://umap.openstreetmap.fr/de/)
- Ausfüllhilfe mit Hinweisen zu den im Erhebungsbogen zu erfassenden Informationen
- Bewertungsschema für class:bicycle=*
Die Materialien werden als Print oder in digitaler Form (PDF) bei der Erhebung mitgeführt. Eine Nutzung des OSM-Wikis anstelle der Ausfüllhilfe erwies sich für die Datenerhebung als nicht praktikabel, da vor allem im ländlichen Raum die Mobilfunkabdeckung nicht immer ausreicht, um jederzeit Zugriff auf das Internet zu gewährleisten. Zudem bündelt die Ausfüllhilfe die für das Radfahren relevanten Attribute auf wenigen Seiten und erhöht so die Effizienz der Datenerhebung im Feld.
Tagging-Schema für die Übertragung der Daten in die OSM
Das für LGMaps genutzte Tagging-Schema basiert im wesentlichen auf etablierten Schemata (z. B. Radverkehrsanlagen kartieren). Die in der OSM bereits vorhandenen Tags werden um radverkehrsrelevante Daten ergänzt und ggf. bestehende Tags, falls notwendig, aktualisiert (auf das Löschen von Tags wird verzichtet, sofern der jeweilige Tag nicht explizit falsch gesetzt ist). Die bestehende Geometrie wird i. d. R. nicht geändert; bei Neueintragung von Wegen wird jedoch unterschieden nach ggf. vorhandener baulicher Trennung (ist Radverkehrsinfrastruktur durch mehr als einen Bordstein von der Straßen-Infrastruktur baulich getrennt? Wenn ja: Rad-Infrastruktur als eigene Linie in OSM, Tagging an dieser Linie; wenn nein: Tagging mit Präfix cycleway: an der Straßenlinie).
Standard-Linien-Tags (immer zu setzen)
- class:bicycle=* (sofern Weg mit dem Rad befahrbar; besondere Eignung für das Radfahren, welche sich auf das subjektive Empfinden während des Fahrens stützt)
- dieser Key wird seit Phase IV (2021) systematisch nach einem projektspezifischen, an das Wiki angelehnten, aber stärker strukturierten Tagging-Schema (siehe Unterseite Organised Editing/Activities/LGMaps/class:bicycle) erhoben, welches sich auf 1. das Verkehrs- und Konfliktaufkommen direkt auf dem befahrenen Abschnitt, 2. die nähere Umgebung sowie 3. Extremausprägungen dieser beiden Werte stützt. Auf die Entwicklung und Anwendung dieses Schemas wird auf der verlinkten Seite genauer eingangen.
- class:bicycle=0 wird gemäß Wiki-Vorgabe nicht gesetzt, da ein Null-Wert keine Aussagekraft hat
- wird gemäß Schema der Wert 0 ermittelt, wird statt des Tags class:bicycle=0 ein description-Tag in folgendem Format verwendet: class:bicycle:description=Wert 0 nach LGMaps-Schema ermittelt, daher nicht gesetzt
- lit=* (Beleuchtung)
- surface=* (Belag)
- smoothness=* (Zustand)
Situationsabhängige Linien-Tags (nur bei Fahrradbezug zu setzen)
- bicycle=* (Wegtyp und Zugangsbeschränkungen inklusive der Beschilderung der Radverkehrsinfrastruktur)
- bei Sonderwegen (z. B. benutzungspflichtigen Radwegen) oder baulichen Radwegen ohne Benutzungspflicht: bicycle=designated
- bei freigegebenen Wegen (Gehweg mit Radverkehr frei) ohne Benutzungspflicht: bicycle=yes
- bei widerruflichen Freigaben (z. B. bei geduldetem Radverkehr auf anderweitig gesperrten Wegen, wie sie auf dem Elbdeich üblich sind): bicycle=permissive
- für die verschiedenen Values siehe auch diese Seite: Bicycle#Bicycle Restrictions
- incline=* (Steigung; seit 2021 nur bei Steigungen auf Abschnitten unter etwa 30 m Länge)
- maxwidth:physical=* (nur bei Wegen, die nicht für zweispurige Fahrzeuge angelegt wurden, bei unregelmäßig breiten Wegen, deren nutzbare Breite z. B. durch Barrieren, Bewuchs o. ä. eingeschränkt ist)
- oneway=* und oneway:bicycle=* (um deutlich zu machen, dass es eine Einbahnregelung gibt, die vom Standard abweicht, Standard: keine Einbahnregelung (oneway=no), muss nicht explizit getaggt werden; Abweichung: z. B. Radwegnutzung in Gegenrichtung erlaubt, Einbahnstraße durch Radfahrende in Gegenrichtung befahrbar)
- segregated=* (zur Unterscheidung zwischen VZ 240 (gemeinsamer Geh- und Radweg: segregated=no) und VZ 241 (getrennter Geh- und Radweg: segregated=yes))
- width=* (Breite, sofern der Weg nicht mindestens für zweispurige Fahrzeuge ausgelegt ist, bei eher gleichbleibender Breite)
- traffic_sign=* (wenn ein direkt fahrradrelevantes Verkehrsschild die Nutzung der Linie beeinflusst, d. h. ermöglicht oder beschränkt)
- Die erhobenen radverkehrsrelevanten Verkehrszeichen werden seit Phase I an die jeweiligen Linien-Abschnitte, für die das Verkehrszeichen zu lesen ist, mit traffic_sign=* eingetragen. Um die Nachvollziehbarkeit dieser Eintragungen zu verbessern und darüber hinaus dem Charakter eines Verkehrszeichens als Punkt-Objekt Rechnung zu tragen, werden seit Phase IV alle radverkehrsrelevanten Verkehrszeichen zusätzlich als Punkt-Objekte in die OSM eingetragen. Hier wird zusätzlich zum traffic_sign=* noch die direction=* des Verkehrszeichens eingetragen.
Optionale Linien-Tags
- maxspeed=* (Höchstgeschwindigkeit)
- Zugehörigkeit zum lokalen Fahrradnetz (lcn=yes)
- Zugehörigkeit der Abschnitte zur 2019 angelegten Relation der "Radschönrouten" im Stadtgebiet von Lüneburg und unmittelbar anschließenden Vororte
Tags an Punktobjekten (Standard und optional)
- bei radverkehrsrelevanten physischen Barrieren (direkt auf die Linie setzen):
- barrier=* (Art der Barriere)
- bicycle=* (bicycle=yes: umfahrbar ohne absteigen zu müssen, bicycle=no: nicht passierbar, bicycle=dismount: absteigen nötig, um die Barriere passieren zu können)
- [optional] bollard=* (wenn es sich um einen Poller/Steckpfosten handelt und dieser in seinen Eigenschaften genauer beschrieben werden soll)
- [optional] cycle_barrier=* (wenn es sich um eine Umlaufsperre handelt und diese in ihren Eigenschaften genauer beschrieben werden soll)
- maxwidth:physical=*
- bei radverkehrsrelevanten Verkehrszeichen (neben die Linie setzen, für die das Zeichen gilt, möglichst am genauen Standort)
- direction=*
- traffic_sign=*
- mapillary=*
Umgang mit nicht mehr existenten Objekten
Objekte, die in der OSM existieren, in der Realität aber nicht (mehr) vorgefunden werden (z. B. nicht mehr als solche nutzbare Wege, abgebaute Poller/Umlaufsperren usw.), werden nicht gelöscht, sondern mit einem Lifecyle-Prefix versehen, um die Objekt-Historie zu erhalten. Beispiele:
- abandoned:highway=* für einen nicht mehr existenten Weg/Straße (im Gelände nicht mehr auffindbar oder ggf. noch erkennbar, aber aufgrund von Bewuchs, mangelnder Erhaltung o. ä. weder zu Fuß, noch mit Fahrzeugen mehr nutzbar, nicht ohne größeren Aufwand wieder nutzbar zu machen)
- removed:barrier=bollard für einen abgebauten Poller
Qualitätskontrolle
Die Qualitätskontrolle der Eintragungen erfolgt in mehreren Schritten: Bereits mit Beginn der Erhebungsphase wird eine regelmäßige Kontrolle auf neue Eintragungen innerhalb des Erhebungsgebietes mittels Latest changes- und Overpass Turbo-Abfragen durchgeführt, um Eintragungsfehler frühzeitig zu erkennen und durch gezielte Ansprache der jeweiligen Studierenden Folgefehler auszuschließen. Zum Abschluss der Prüfungsleistungen sind die Studierenden verpflichtet, einen Projektbericht abzugeben, in dem Ergebnisse und Eintragungen erklärt sind. Darüber hinaus erfolgt die Nachkontrolle mit Hilfe des street-level-imagery-Dienstes Mapillary. Zuletzt werden in Nachkontrollen all jene Eintragungen, die mit den zuvor genannten Mitteln nicht einwandfrei bestätigt werden konnten, im Feld überprüft. Nach vollständig durchlaufener Qualitätskontrolle gilt die Erhebungsphase als abgeschlossen.
Overpass Turbo- und Latest Changes- Abfragen
Mit Beginn der Felderhebungen wird zur Erfassung von neuen Eintragungen das OSM-Tool Latest Changes genutzt. Mit dem Tool können für ein bestimmtes Gebiet und einen einstellbaren Zeitraum alle erfolgten Änderungen hervorgehoben werden (siehe unten, Screenshot). Für eine schnelle Kontrolle der Eintragungen auf gängige Fehler wird Overpass Turbo genutzt. Die Abfragen müssen dabei so codiert sein, dass sie auch Keys mit Präfixen/Suffixen inkludieren, da dies insbesondere für Fuß- und Radwege (sidewalk:_ und cycleway:_) von großer Bedeutung ist.
- Erhobene Objekte
- Verkehrszeichen (erhoben als einzelne Nodes; seit Phase IV Teil der Methodik)
- Falsche Werte
- class:bicycle=0 (laut Wiki soll der Wert 0 nicht gesetzt werden
- incline=yes/no (ohne incline=0, für Abfrage mit incline=0 einbezogen klick hier)
- class:bicycle=* und smoothness=very_bad oder schlechter
- traffic_sign=*-Nodes mit keinem DE:, mehr als einem DE: oder keiner direction=* (jünger als 01.04.2022; ohne traffic_sign=city_limit und traffic_sign=maxspeed Nodes)
- Extremwerte (sollten Extremwerte bleiben und nicht übermäßig vergeben werden)
- Ungenaue oder unvollständige Werte
- surface=cobblestone/paved/unpaved (alte Werte, die inzwischen genauer spezifiziert wurden - siehe surface=*)
- barrier=* ohne bicycle=* (Barrieren, die nicht auf Durchlässigkeit für den Radverkehr geprüft worden sind - !Achtung, die Abfrage gibt auch Tore etc. zu Privatwegen/grundstücken aus!)
Projektberichte
Die studentischen Projektberichte sind das wichtigste Mittel der Qualitätskontrolle. Von den Studierenden wird gefordert, ihren OSM-Benutzernamen, eine Beschreibung der Methodik sowie eine Darstellung und Diskussion der Ergebnisse vorzulegen. So lassen sich die Eintragungen eindeutig zuordnen und mit den Overpass Turbo-Abfragen abgleichen.
Mapillary oder KartaView
Mapillary und KartaView sind Online-Dienste für die gemeinfreie Nutzung (CC-BY-SA Lizenz) georeferenzierter Fotos auf Straßenebene. Zu Beginn des Projektes wurde hauptsächlich auf bereits in Mapillary vorhandene Fotos zurückgegriffen. Diese sind häufig aus PKWs heraus aufgenommen und daher auf Infrastruktur für den motorisierten Verkehr beschränkt. Während zwar Geh- und Radwege im innerstädtischen Bereich meist auf den Randbereichen der Straßen-Fotos erfasst sind, hat die Abdeckung im ländlichen Raum gravierende Lücken: Fahrradwege führen häufig etwas abseits von den Straßen und Wirtschaftswege sind für den motorisierten Verkehr gesperrt, bilden jedoch ein für den Radverkehr umso interessanteres Wege-Netz. Daher wurden die Anforderungen an eine eigenständige Mapillary-Dokumentation schrittweise erhöht, und inzwischen sind die Studierenden (Stand 2022 - ab Phase V) verpflichtet, ihre Erhebungen in Mapillary zu dokumentieren.
Nachkontrolle
Zum Abschluss der jeweiligen Erhebungsphase finden - soweit dies notwendig ist - Nachkontrollen im Feld statt. Sind die Nachkontrollen vollständig durchgeführt und in die OSM eingetragen gilt die Erhebungsphase als abgeschlossen.
Aktueller Stand
Visualisierung des Datenstands
Der aktuelle Datenstand mit den seit April 2019 in Stadt und Landkreis Lüneburg erfolgten Fahrrad-relevanten Eintragungen kann über diese Overpass-Turbo-Abfrage eingesehen werden: https://overpass-turbo.eu/s/1qic
Erläuterung zu den Farb- und Liniensignaturen:
- Farben nach class-bicycle-Wert von +3 bis -3:
- grün: +3 (sehr attraktiv, einen Umweg wert);
- blau: +2 (schöner als andere Wege in der Umgebung);
- lila +1 (angenehm zu fahren);
- orange -1 (erträglich, aber unangenehm);
- rot -2 (sehr unangenehm zu fahren, ggf. gefährlich);
- dunkelbraun -3 (unbedingt vermeiden).
- Linientyp nach smoothness-Wert:
- durchgezogene Linie: mindestens mittelgute Befahrbarkeit der Wegeoberfläche (smoothness=excellent|good|intermediate)
- gestrichelte Linie: schlechte Befahrbarkeit (uneben bis sehr uneben, witterungsabhängig; smoothness=bad|very_bad|horrible).
- Dünne graue Linien (durchgezogen oder gestrichelt wie oben)
- nicht besonders attraktiv oder unangenehm (class:bicycle=0);
- oder mit dem Rad nicht befahrbar, weshalb keine Wertung nach class:bicycle-Schema vergeben wurde;
- oder noch nicht bewertete Wege.
Datenauswertung
Eine Auswertung der im Projektrahmen erhobenen Daten ist durch den Open-Data-Charakter der OpenStreetMap jederzeit und zu zahlreichen Zwecken möglich. Eine im Jahr 2022 verfasste Bachelor-Arbeit widmete sich der Frage, inwieweit sich aus OSM-Daten Empfehlungen für besonders attraktive Radrouten ableiten lassen. Hierfür wurde eine Multi Criteria Analysis genutzt, die verschiedene radverkehrsrelevante Attribute der OSM-Daten in unterschiedlicher Gewichtung verarbeitet. Die Analyse wurde auf einen Auschnitt der OSM-Daten (Teilgebiet der Phase IV, Dreieck Lüneburg-Bleckede-Lauenburg, siehe unten) angewandt und in Bezug auf die Fragestellung ausgewertet. Ergebnis der Arbeit ist ein Routennetz für das untersuchte Teilgebiet aus attraktiven Hauptrouten und ergänzenden Verbindungs- oder Zubringerstrecken.
- Visualisierung des Routennetzes: http://u.osmfr.org/m/864139/
- Bachelor-Arbeit: von der Kammer, Rupert (2022), Radschönrouten im östlichen Landkreis Lüneburg. Auswertung von radverkehrsrelevanten Infrastrukturdaten der OpenStreetMap anhand einer Multi Criteria Analysis. Download-Link: https://wiki.openstreetmap.org/w/images/e/e2/VonderKammer2022_Bachelor-Arbeit_%C3%9Cberarbeitung_final.pdf
Chronik
Phase I - 2019
Radschönrouten im Stadtgebiet
Mögliche Streckenführungen für sogenannte "Radschönrouten" abseits der stark befahrenen Hauptverkehrsstraßen wurden bereits im Jahr 2018 im Rahmen einer Seminarreihe von Studierenden der Leuphana Universität gemeinsam mit Prof. Dr. Peter Pez ausgearbeitet. Eine Ausschilderung – und wo nötig Anpassung der Beschilderung – ist geplant.[4] Für diese Strecken wurden im Sommersemester 2019 von einem weiteren Uni-Seminar Daten zur Radverkehrsinfrastruktur erfasst, die einzelnen Abschnitte auf ihre rechtlich zulässige Befahrbarkeit geprüft und in die OSM eingepflegt. Anschließend wuden im September u. Oktober 2019 die von den Studierenden erfassten und in die OpenStreetMap eingepflegten Daten im Rahmen der Qualitätskontrolle auf Konsistenz und Richtigkeit überprüft. Ab Oktober 2019 wurden die Daten im Rahmen einer Informationskampagne der Öffentlichkeit präsentiert und über verschiedene Nutzungsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt: So wurde etwa gemeinsam mit den Macher*innen von Bike Citizens ausprobiert, inwieweit die im Projekt erfassten Daten ein verbessertes Fahrrad-Routing ermöglichen. Dazu konnten sich alle Lüneburger*innen während des Aktionszeitraums vom 01.-25.10.2019 die App Bike Citizens samt Karten für die ganze Stadt im AppStore oder bei GooglePlay kostenlos herunterladen.
Phase II - 2020
Randgemeinden und Nordwesten d. Landkreis LG
In einer zweiten Erhebungsphase wurde zunächst noch im Zuge der Nachkontrollen von Phase I das Erhebungsgebiet auf die, an das Lüneburger Stadtgebiet angrenzenden Gemeinden (Reppenstedt, Dachtmissen, Vögelsen, Bardowick, Adendorf, Ebensberg, Wendisch-Evern, Deutsch-Evern sowie der südl. Bockelsberg) ausgedehnt. Anschließend wurde im Rahmen einer Bachelorarbeit die Erhebung von Radwegen im westlichen Landkreis Lüneburg durchgeführt. Auf einer Länge von über 80km wurden so Wegeinformationen ergänzt, wodurch das Radschönrouten-Netz mit Abschluss der Phase II über 180km erhobene Streckenlänge aufweist.
Phase III - 2020/21
Innenstadt u. Altstadt von Lüneburg
Im Wintersemester 2020/21 wurde erneut ein "Lüneburg Maps"-Seminar mit Studierenden der Leuphana Universität durchgeführt. In diesem wurde die Innenstadt von Lüneburg erhoben und zusätzlich zu der Eintragung in die OSM auch auf Mapillary dokumentiert (siehe Screenshot). Der zuvor etablierte Erhebungsumfang wurde zusätzlich um Informationen bezüglich der allgemeinen Nutzbarkeit von Gehwegen und insbesondere der Barrierefreiheit von Bordsteinen und Kreuzungen erweitert. Dafür wurden zusätzlich zu den oben unter Tagging-Schema genannten Werten folgende spezifische Tags erhoben:
- maximal nutzbare Breite - maxwidth:physical=*
- Fußgänger-Überwege an Kreuzungen - crossing=*
- Bordstein-Höhe - kerb=*
- Gehweg-spezifische Informationen mit der Präfix-Struktur rund um den Key - sidewalk=*
Phase IV - 2021
Nordosten d. Landkreis LG
Im Sommersemester 2021 wurde mit dem Start des Förderprojekts Radverkehrsförderung 3.0 im Rahmen von zwei Seminaren der Leuphana Universität eine gemeinsame Erhebung von Radverkehrsinfrastruktur-Daten und -Mängeln durchgeführt. Während die Mängel im Meldetool von Active Shortcut erfasst wurden, wurden die Infrastrukturdaten wie bei den vorangegangenen Erhebungsphasen in die OSM eingepflegt. Beide Datensätze wurden dem Landkreis Lüneburg zur weiteren Bearbeitung zur Verfügung gestellt.
Phase V - 2022
Osten des Landkreis LG
Im Sommersemester 2022 wurde die Datenerhebung im Bereich Samtgemeinde Ostheide, Teilen von Bleckede, in Amt Neuhaus und der Samtgemeinde Dahlenburg fortgesetzt. Mit Jahresende 2022 liegen nun auf über 2000 km Streckenlänge aktualisierte Daten in der OSM vor, die mindestens die oben beschriebenen Attribute enthalten.
Phase VI - 2023
Nordwesten, Südwesten und Süden des Landkreis LG (ohne Amelinghausen)
2023 begannen die Datenerhebungen in den westlich und südlich an das Stadtgebiet Lüneburg angrenzenden Gebieten. Zunächst wurden Daten durch studentische Projektmitarbeiter:innen in und um Wendisch und Deutsch Evern Daten erhoben. Mit dem Sommersemester 2023 folgten dann weitere Erhebungen durch ein studentisches Projektseminar in den Gemeinden/Samtgemeinden Bardowick und Gellersen sowie im übrigen Teil der Samtgemeinde Ilmenau.
Phase VII - 2024
Samtgemeinde Amelinghausen
Im Jahr 2024 wird das letzte Teilgebiet des Landkreises erhoben. Die Datenerhebung erfolgt ab etwa der zweiten Hälfte des Sommersemesters 2024 durch Teilnehmer:innen des Projektseminars zu LGMaps und soll Mitte September abgeschlossen sein.
Kontakt und mitwirkende Personen
Dr. Antje Seidel
Projektkoordination
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Ehemalige Mitarbeitende
- Steffen Bruse (2022-2024, studentischer Mitarbeiter): Steffons | Mapillary
- Rupert von der Kammer (2019-2022, studentischer Mitarbeiter): Telefon | OSM-Profil | Mapillary
- Kristina Kaden (2019 - 2020, studentische Mitarbeiterin): k_i__i_a
Bachelorarbeiten
- Fabian Diercks (2019, Deutsch/Wendisch Evern nordwärts nach LG): F12146
- Torge Gerwin (2020, westlich von LG in den Landkreis): TottoGe
- Ariane Stabel (2021, Radschnellweg LG-HH): Ari_ane
- Martin Hollstein (2021/22, nördlich von LG zw. B209 u. ELK): MustafaHollmer
- Rupert von der Kammer (2022, Dreieck LG-Bleckede-Lauenburg): rupertvdk
Seminarteilnehmende
Gruppe 1: südlicher Bockelsberg bis Innenstadt
Gruppe 2: südlicher Kurpark bis Innenstadt
Gruppe 3: Elbeseitenkanal im Osten bis Schützenplatz im Westen
Gruppe 4: Bahnhofstraße Ecke Altenbrückertorstraße bis Norden Adendorf
Gruppe 5: Lüner Damm bis Bardowick Norden
Gruppe 6: Rettmer, Häcklingen, südlicher Bockelsberg
Gruppe 7: Liebesgrund, Lauensteinstraße
Gruppe 8: südlicher Kurpark bis Innenstadt
Gruppe 9: Kloster Lüne bis Erbstorf
Gruppe 10: Böhmsholz Richtung Mittelfeld/Schildstein
Gruppe 12: Westliche Altstadt, Kalkberg, Schildstein, Weststadt, Kleingartenverein Kirchsteig
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Innenstadt, alle Straßen in Nord-Süd-Richtung
Innenstadt, alle Straßen in Ost-West-Richtung
Altstadt
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Gruppe 0: Lüneburg-Lauenburg an der B209 (Tutor:in)
Gruppe 1: Lüneburg-Lauenburg (Bachelor-Arbeit)
Gruppe 2: Scharnebeck-Echem-Hohnstorf
Gruppe 3; ELK-Lüdersburg-Barförde
Gruppe 4: Lüneburg-Brackede
Gruppe 5 Lüneburg-Bleckede-Elbe
Barrierefreiheit-Gruppe 1 Kreideberg
Barrierefreiheit-Gruppe 2 Kreideberg
Barrierefreiheit-Gruppe 3 Kreideberg
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Referenzen und weiterführende Links
- ↑ https://www.nachhaltigkeitspreis.de/wettbewerbe/sonderpreis-digitalisierung/nominierte-sonderpreis-digitalisierung/forschung/radverkehrsforderung-30/
- ↑ https://www.nachhaltigkeitspreis.de/wettbewerbe/sonderpreis-digitalisierung/nominierte-sonderpreis-digitalisierung/forschung/radverkehrsforderung-30/
- ↑ http://fox.leuphana.de/portal/de/projects/radverkehrsfoerderung-30(38f6e2fb-0039-4062-b42c-4c78226da96c).html
- ↑ https://www.landeszeitung.de/lueneburg/32283-umsteigen-auf-bus-und-rad/